First Aid for all Homburg sucht Studierende aller Fächer, die beim Projekt mitmachen. Interessierte Schulen im Saarland können sich melden.
Neun, zwölf, 15 Minuten – Rettungswagen und Notarzt sind zwar hierzulande meist recht schnell am Ort des Notfalls. Aber bei Menschen, die einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleiden, kommt es auf Sekunden an. „Schon nach drei bis fünf Minuten drohen dauerhafte Schäden für das Gehirn. Wenn der Rettungsdienst eintrifft, ist es für rund 90 Prozent der Betroffenen zu spät. Daher ist es umso wichtiger, dass Leute, die vor Ort sind, sofort reagieren“, sagt Vivien Hornawsky. Die 20-Jährige studiert an der Universität des Saarlandes im zweiten Semester Medizin und leitet ehrenamtlich den saarländischen Ableger der Studierenden-Initiative „First Aid For All“, ein Projekt der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland.
„Nichts zu tun ist immer falsch. Leider passiert in vielen Fällen genau das. Nur rund 43 Prozent der Laien leisten die nötige Erste Hilfe“, sagt Medizinstudentin Carmen Flitta, die sich ebenfalls bei „First Aid For All“ engagiert. Dabei sei das, was zu tun ist, eigentlich kinderleicht. Zögerlichkeit dagegen sei fehl am Platz. Die Studentinnen wenden sich mit ihrer Initiative vor allem an Schülerinnen und Schüler: Bei verschiedenen Veranstaltungen bringen Vivien Hornawsky, Carmen Flitta und weitere Studentinnen und Studenten, die bei „First Aid For All“ mitmachen, Interessierten bei, wie Erste Hilfe geleistet und so Leben gerettet werden kann. „Wir besuchen Schulklassen und bieten dort Kurse an. Schulen und Lehrkräfte können sich sehr gerne mit uns in Verbindung setzen“, sagt Vivien Hornawsky, die schon vor ihrem Medizinstudium ein Freiwilliges Soziales Jahr im Krankenhaus in der Pflege absolviert hat.
Anhand von Reanimationspuppen üben die Schülerinnen und Schüler bei den Kursen, wie genau die Abläufe im Notfall aussehen sollen und erfahren, warum. Sie lernen das nötige Basiswissen, die nötigen Handgriffe und Maßnahmen nach dem Motto „Prüfen, Rufen, Drücken“: Lautes Ansprechen, die Umstehenden zu Hilfe rufen und ihnen Aufgaben zuteilen, Atemkontrolle, Notruf absetzen, gegebenenfalls sofortige Herzdruckmassage bei fehlender Atmung – 100-mal pro Minute – oder, falls der Kollabierte atmet, stabile Seitenlage. Sie lernen sogar, wie ein Defibrillator eingesetzt wird - diese Geräte sind heute an vielen öffentlichen Orten für den Notfall zu finden.
„Wenn man diese Hilfsmaßnahmen selbst an einer unserer Übungspuppen geübt hat – etwa weiß, dass man den am Boden Liegenden ohne zu zögern, laut ansprechen und dabei auch vorsichtig, aber energisch rütteln muss, ob er bei Bewusstsein ist – dann trifft einen ein Ernstfall nicht unvorbereitet“, sagt Carmen Flitta. Die tatenlose Starre und die Angst etwas falsch zu machen, sind auf diese Weise viel leichter überwindbar. „Viele Tausend Leben könnten jedes Jahr in Deutschland zusätzlich gerettet werden, wenn sofort mit einer Herzdruckmassage begonnen würde“, ergänzt die 21-Jährige, die im zweiten Semester Medizin studiert. Schon als Jugendliche war sie in der Wasserwacht des Bayerischen Roten Kreuzes aktiv, später auch beim Rettungsdienst.
Mit ihren Reanimations-Schulungen wollen die Studierenden von „First Aid For All“ Hemmungen abbauen und dazu beitragen, dass mehr Menschen in solchen Situationen aktiv werden, Betroffene reanimieren und generell mehr helfen. Hierzu suchen Vivien Hornawsky, Carmen Flitta und ihr Team von „First Aid For All“ weitere Studierende, die sich mit ihnen gemeinsam engagieren wollen. „Wir freuen uns über alle, die bei uns mitmachen wollen. Studierende aller Fächer sind willkommen. Wir schulen sie, damit sie das nötige Wissen und die Erste-Hilfe-Maßnahmen ihrerseits sachkundig weitervermitteln können“, erklärt Vivien Hornawsky.